"Der 9. November 1989 war ein Donnerstag. Ich hatte wie immer bis 16 Uhr zu arbeiten – in einer privaten Weimarer Buchbinderei, ich jobbte, weil ich mein Studium 1988 abgebrochen hatte, als ich aus einem dieser Transitvisumsurlaube nach Tadschikistan zurück nach Weimar kam. Der Buchbinderbetrieb hatte nur dienstags länger geöffnet, was dazu führte, dass ich regelmäßig mit meinem Faltbeutel den Demonstrationszug querte, der sich durch die Stadt Richtung Platz der Demokratie oder Rathaus bewegte. Einige aus dem langen Protestumzug erkannten mich oder ich erkannte sie, sie schauten mich überrascht und ein bisschen vorwurfsvoll an – wieso demonstrierte ich nicht mit ihnen? Ja, wieso?" (aus Frank Motz: Mein 9. November 1989)