Sven Drühl
Rupprecht Geiger
Alexei Jawlensky
Karl Casper
Quentin Massys
Christine Streuli
sowie Werke unbekannter Künstler aus dem 15. und 16. Jahrhundert
Kurator: Dr. Björn Vedder
Foto: Marco Einfeldt, Zoltán Kerekes
Die Ausstellung wird von der Hypothese geleitet, dass eine Gemeinsamkeit zwischen beiden Gattungen darin besteht, auf welche Weise die Betrachter auf die Bilder reagieren, wie sie "bewegt" werden. So verlagert etwa Rupprecht Geigers „638/72“ als abstrakte Malerei das übliche Spannungsverhältnis zwischen Bildvorder- und -hintergrund aus dem Bild hinaus in den Ausstellungsraum und etabliert diese Spannung zwischen dem Bild und der Wand, an der es hängt. Dadurch weitet die Arbeit den Bildraum vom Raum im Bild auf den gesamten Raum aus. Es entsteht ein visueller Raum, der über das Bild hinaus reicht und der den Betrachter auffordert, sich in ihm zu positionieren, sei es gedanklich oder auch physisch. Es entsteht eine szenische Konstellation, innerhalb der das Bild den Betrachter bewegt.
Dieser Vorgang setzt beim Betrachter eine Offenheit in der Wahrnehmung voraus. Er muss bereit sein, sich auf diese szenische Konstellation ein- und sich vom Bild bewegen zu lassen. Mit dieser Offenheit und Beweglichkeit ist ein neues Selbstverständnis des Menschen verbunden, der nicht mehr die Welt beherrscht, wie es die Moderne postuliert hatte, sondern zu ihr in einem dialogischen Verhältnis steht. Auch der Künstler sieht sich nicht mehr als - gottähnlicher - Schöpfer, sondern macht sich im Gestaltungsprozess zumindest teilweise von Dingen und Geschehnissen abhängig.
Historisch gesehen begegnet man einer dieser zeitgenössischen Auffassung insofern ähnlichen Anschauung in der christlichen Vorstellung von Subjektivität, als sie ebenfalls nicht alle Souveränität beim Menschen selbst verortet, sondern dessen Autonomie an etwas Transzendentes bindet. Damit taucht die Frage auf, wie sich diese Konstellation von Subjekt und Transzendenz in Bildern ausdrückt und wie sich dieser Ausdruck zum Ausdruck einer schwachen Subjektivität verhält, wie ihn die abstrakte Malerei kennzeichnet. Gibt es vergleichbare Formen der Wahrnehmung und der Bewegung des Betrachters?
Um diesen Fragen nachzugehen, stellt die Ausstellung abstrakte zeitgenössische Malerei christlichen Andachtsbildern gegenüber. Denn Andachtsbilder regen eine „devotionale Gefühlsbeziehung oder Gebetsübung“ beim Betrachter an oder können sogar die Tendenz besitzen, „dem betrachtenden Einzelbewusstsein die Möglichkeit zu einer kontemplativen Versenkung in den betrachteten Inhalt zu geben, d. h. das Subjekt mit dem Objekt seelisch gleichsam verschmelzen zu lassen“. Damit eröffnen auch sie eine szenische Konstellation, in der sie den Betrachter bewegen. Andacht wird also im Sinne des Ausstellungskonzeptes vor allem auf ihren Vollzug fokussiert, der Begriff des Andachtsbildes jedoch weit gefasst.
Die Auswahl von Arbeiten aus der Sammlung des Diözesanmuseums wird im Bereich der modernen Malerei durch Leihgaben zeitgenössischer Künstler ergänzt.
Ausstellungen
Sommer (März-Okt)
Di - Sa 14-19 Uhr
So + Feiertage 10-19 Uhr
Winter (Nov-Feb)
Di - Sa 14-18 Uhr
So + Feiertage 10-18 Uhr
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In jedem Jahr werden mehrere Ausstellungen durch ein Thema in einen Kontext gestellt. Verschiedene Perspektiven auf ein Thema erleichtern den Zugang und steigern Verstehen und Spaß beim Erleben von Kunst.
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